An der renommierten Charles Darwin University (CDU) in Darwin, im Northern Territory Australiens, wurden zahlreiche einheimische Pflanzen intensiv auf ihre medizinischen Wirkungen untersucht – eine Forschung, die tief in der australischen Volksmedizin verwurzelt ist. Dabei kristallisierten sich insbesondere zwei Pflanzenarten heraus: Tinospora smilacina (TSWE) und Calophyllum inophyllum (CSO), letzteres auch bekannt als „Alexandrischer Lorbeer“. Beide Pflanzen entpuppten sich als herausragende Wundheilmittel und enthalten eine Vielzahl bioaktiver Verbindungen, darunter Flavonoide und Fettsäuren, die starke antimikrobielle und antioxidative Eigenschaften aufweisen.

Calophyllum inophyllum wächst zu einem imposanten Baum heran, dessen tiefes Wurzelsystem selbst heftigen Wirbelstürmen trotzt. Die nussartigen Früchte dieses Baumes sind die Grundlage für die Herstellung von Tamanuöl. Traditionell vermischen die australischen Ureinwohner die zerkleinerten Nüsse mit Wasser zu einer feinen Emulsion, die nicht nur die Wundheilung beschleunigt, sondern auch Schmerzen effektiv lindert.

Demgegenüber ist Tinospora smilacina hauptsächlich im trockenen Zentralaustralien heimisch. Die zerkleinerten Stecklinge dieser Pflanze wurden traditionell gegen Kopfschmerzen und entzündliche Erkrankungen wie rheumatische Arthritis eingesetzt. Zudem fanden die Blätter und der Pflanzensaft ihren Einsatz in der Wundbehandlung, was die Vielseitigkeit dieser Pflanze unterstreicht.

Die Wundheilung ist ein komplexer biologischer Prozess, bei dem die Haut als zuverlässige Barriere fungiert. Ihre Hauptaufgaben sind der Schutz vor Wasserverlust sowie die Verhinderung des Eindringens von Mikroorganismen und toxischen Stoffen. Eine solche hochwirksame Membran wiederherzustellen, ist keine einfache Aufgabe.

Im Rahmen seiner ersten Studie untersuchte Dr. Saki das Wundheilungspotenzial von CSO in Form einer Emulsion mit winzigen Öltröpfchen im Nanometerbereich. Eine zweite Studie erweiterte diese Untersuchung um den Zusatz von TSWE. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Nach 100 Stunden erreichte der Wundverschluss bei Anwendung einer nur 0,4-prozentigen Tamanuöl-Emulsion 48 Prozent, während vergleichbare unbehandelte Wunden lediglich zu 39 Prozent verschlossen waren.

Ein weiteres Experiment vermahlte die getrockneten Blätter von Tinospora smilacina zu einem feinen Pulver, das anschließend mit Wasser vermischt und nach dem Abfiltern der Partikel mit Tamanuöl angereichert wurde. Diese spezielle Mischung führte dazu, dass sich die behandelten Wunden bereits nach 24 Stunden zu 90 Prozent verschlossen und nach zwei Tagen vollständig verheilt waren. Diese beeindruckenden Ergebnisse verdeutlichen, dass die Kombination beider Pflanzen eine synergistische Verstärkung der gesundheitlich relevanten Effekte bewirkt.

Fazit: Traditionelles Wissen und moderne Wissenschaft vereint

Die Forschung an der Charles Darwin University zeigt eindrucksvoll, wie traditionelles Wissen der australischen Ureinwohner mit moderner wissenschaftlicher Methodik kombiniert werden kann, um effektive Heilmittel zu entwickeln. Tinospora smilacina und Calophyllum inophyllum sind nicht nur ein Beweis für die Heilkraft der Natur, sondern bieten auch vielversprechende Ansätze für zukünftige medizinische Anwendungen. Diese Entdeckungen könnten einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung neuer, natürlicher Wundheilmittel leisten und die Brücke zwischen alter Weisheit und moderner Medizin weiter festigen.

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Dieser Beitrag wurde am 20.03.2025 veröffentlicht.

„Frühstücke wie ein Kaiser, iss zu Mittag wie ein König und zu Abend wie ein Bettler“ – ein Sprichwort, das viele noch aus Kindertagen kennen. Doch in einer Welt, in der berufliche Verpflichtungen und Alltagsstress unseren Zeitplan bestimmen, geraten solche Weisheiten oft in Vergessenheit. Stattdessen hat sich das Abendessen für viele Familien zur Hauptmahlzeit des Tages entwickelt – ein Ritual, das in gemütlicher Runde den hektischen Alltag abschließt. Doch was bedeutet das für unsere Gesundheit?

Zahlreiche Studien zeigen, dass ein spätes Abendessen insbesondere in den letzten drei Stunden vor dem Schlafengehen signifikante Auswirkungen auf den Körper haben kann. Es gilt als Hauptverursacher von Refluxproblemen, Sodbrennen und Schlafstörungen. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2019 fand heraus, dass Personen, die weniger als zwei Stunden vor dem Schlafengehen nur 100 Kalorien mehr als die Kontrollgruppe zu sich nahmen, ein um 80 Prozent höheres Risiko hatten, signifikantes Übergewicht zu entwickeln. Ähnliche Ergebnisse lieferten schwedische und japanische Forschungen.

Besonders brisant: Eine britische Studie zeigte, dass Menschen, die regelmäßig nach 21 Uhr naschen, ein erhöhtes Risiko für Diabetes haben. Doch warum ist das so? Und was können wir tun, um gesünder zu leben, ohne dabei auf Genussmomente zu verzichten?

Die Wissenschaft hinter späten Mahlzeiten

Eine im Oktober 2022 veröffentlichte Studie untersuchte die Auswirkungen von unterschiedlichen Essenszeiten auf den Stoffwechsel. Insgesamt 16 übergewichtige Erwachsene lebten zwölf Tage unter streng kontrollierten Laborbedingungen. Dabei wurde exakt vorgegeben, wann die Teilnehmer schlafen, essen und sich bewegen durften. Die eine Gruppe nahm ihre Mahlzeiten früher ein, während die andere erst um 21 Uhr zu Abend essen durfte. Nach sechs Tagen wurden die Gruppen getauscht.

Das Ergebnis war eindeutig: Die Teilnehmer mit spätem Abendessen verspürten ein stärkeres Hungergefühl, was sich in einem niedrigeren Spiegel des Sättigungshormons Leptin und einem höheren Ghrelinwert – dem „Hungerhormon“ – widerspiegelte. Zudem verbrannte diese Gruppe weniger Kalorien und zeigte eine eingeschränkte Fettverbrennung. Eine weitere Studie bestätigte, dass spätes Essen die Fettverbrennung hemmt. Besonders problematisch ist der Konsum von Kohlenhydraten am Abend, wie eine Untersuchung aus dem Jahr 2015 zeigte: Spät verzehrte Kohlenhydrate führen zu starken Blutzuckerspitzen, da Melatonin, das Schlafhormon, die Insulinausschüttung hemmt.

„Der Teufel steckt im Snack“

Die Diätologin Yasmin Eder warnt vor Snacks vor dem Fernseher – insbesondere vor solchen, die reich an Kohlenhydraten und ungesunden Fetten sind. „Produkte aus Weißmehl wie Pasta oder Weißbrot sind abends besonders problematisch“, erklärt sie. Zusätzlich verstärkt Alkohol diesen Teufelskreis: Das beliebte Glas Rotwein oder Bier am Abend kann nicht nur den Schlaf stören, sondern begünstigt auch Magen-Darm-Probleme und Reflux.

Doch wie passt das zu den Essgewohnheiten in Südeuropa, wo das Abendessen oft spät und ausgiebig zelebriert wird – ohne, dass Fettleibigkeit dort ein dominierendes Problem ist? Die Antwort liegt in den Details: In Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland wird das Abendessen als soziale Aktivität zelebriert und zieht sich oft über mehrere Stunden. Zudem basiert die mediterrane Küche auf nährstoffreichen, leichten Zutaten wie Gemüse, Fisch und Olivenöl. Kombiniert mit einem insgesamt höheren Aktivitätsniveau und besseren klimatischen Bedingungen scheint dies die negativen Effekte des späten Essens abzumildern.

Was tun?

Auch wenn die mediterrane Lebensart inspirierend ist, bleibt die Empfehlung für Mitteleuropa eindeutig: Essen Sie früh am Abend – idealerweise mindestens drei Stunden vor dem Schlafengehen. Vermeiden Sie kalorienreiche Snacks und Alkohol. Wer dennoch nicht auf eine Kleinigkeit vor dem Zubettgehen verzichten möchte, sollte zu leicht verdaulichen, nährstoffreichen Lebensmitteln wie Nüssen, Joghurt oder Obst greifen.

Denn wie so oft gilt: Es sind die kleinen Entscheidungen des Alltags, die langfristig den Unterschied machen – für unsere Gesundheit, unseren Schlaf und unser Wohlbefinden.

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Dieser Beitrag wurde am 13.03.2025 veröffentlicht.

Pflanzliche Heilmittel erweisen sich in zahlreichen Fällen als ebenso wirksam wie ihre pharmakologischen Pendants – oft mit weitaus weniger belastenden Nebenwirkungen. Kein Wunder also, dass pflanzenbasierte Arzneimittel weltweit immer beliebter werden. Derzeit machen sie in Europa und den USA etwa zehn Prozent der medizinischen Versorgung aus, in Indien beläuft sich ihr Anteil auf nahezu 25 Prozent und in China auf beeindruckende rund 80 Prozent.

Im Labor für Phytochemie des Sibirischen Botanischen Gartens der Staatlichen Universität Tomsk (Russland) wurde kürzlich ein innovatives gastroprotektives Mittel entwickelt. Die Wissenschaftler isolierten aus ausgewählten Pflanzen einen komplexen Satz biologisch aktiver Substanzen, insbesondere Flavonoide. Diese Substanzen haben sich als besonders effektiv erwiesen.

Die Verdauungsorgane sind weltweit stark von verschiedenen Stressoren und Erkrankungen betroffen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Widerstandskraft der Magenschleimhaut zu stärken, insbesondere während der Einnahme nicht-steroidaler entzündungshemmender Medikamente wie Schmerzmittel. Der neue Gastroprotektor basiert auf biologisch aktiven Flavonoiden, die aus der mehrjährigen Pflanze Lichenis chalcedonica isoliert wurden. Diese gehört zur Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) und ist unter Namen wie „Brennende Liebe“, „Scharlachlichtnelke“, „Malteserkreuz“ und „Jerusalemer Kreuz“ bekannt.

Lichenis chalcedonica ist natürlich in Russland, einschließlich Sibirien, sowie in weiten Teilen der Mongolei und Nordchina verbreitet. In der Volksmedizin wird sie seit langem eingesetzt, um Entzündungen sowie Haut- und Blutkrankheiten zu lindern. Eine Abkochung dieser Pflanze findet in der tibetischen Medizin Anwendung bei Kopfschmerzen, während tibetische Heiler sie zudem zur Beruhigung bei Reizbarkeit und innerer Unruhe empfehlen.

Der von den Phytochemikern isolierte Flavonoid-Komplex besteht aus verschiedenen biologisch aktiven Substanzen (BAS), Vitaminen und Spurenelementen. In dieser speziellen Kombination entfaltet er wundheilende Eigenschaften und wirkt Geschwüre hemmend. Darüber hinaus reduziert er die Viskosität des Blutes, was die Versorgung ischämischer Gewebebereiche verbessert.

Dieses rein pflanzliche Medikament zeichnet sich durch eine milde Wirkweise aus und verursacht praktisch keine Nebenwirkungen. Ergänzt wird die gastroprotektive Wirkung durch eine nachhaltig entzündungshemmende und analgetische Wirkung, die mit der von Diclofenac vergleichbar ist. Der Flavonoid-Komplex von Lichenis chalcedonica erscheint daher äußerst vielversprechend für die Entwicklung einer neuen Generation von Schmerzmitteln.

Das Labor für Phytochemie des Sibirischen Botanischen Gartens wurde 1972 gegründet und konzentriert sich auf die Analyse der chemischen Zusammensetzung heilender Pflanzen, wie sie in traditionellen und modernen Arzneibüchern beschrieben sind. Aus den vielversprechendsten Pflanzen isolieren die Forscher spezifische Verbindungen, um deren chemische Strukturen zu ermitteln.

Besonders im Fokus stehen Pflanzen, die das Potential bieten, als Grundlage für neue Antibiotika zu dienen. In mehreren Arten der Gattung Lichenis chalcedonica wurde eine bemerkenswerte antimykotische Aktivität festgestellt, die bis zu dreißigmal höher ist als die des bekannten antimykotisch wirkenden Antibiotikums Nystatin. Letzteres wird unter anderem zur Behandlung von Pilzinfektionen auf Haut und Schleimhäuten eingesetzt.

Die vielversprechenden Erkenntnisse aus dem Labor für Phytochemie des Sibirischen Botanischen Gartens eröffnen neue Perspektiven in der Medizin. Sie unterstreichen die immense Bedeutung pflanzlicher Heilmittel und deren Potenzial, die moderne Pharmakologie nachhaltig zu bereichern.

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Dieser Beitrag wurde am 06.03.2025 veröffentlicht.

Wer einen Garten besitzt und dort regelmäßig werkelt, praktiziert unbewusst eine der effektivsten Formen ökologischer Therapie. Der Garten dient nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als Bühne für eine heilende Verbindung von Körper, Geist und Natur. Diese Form der Therapie, bekannt als Garten- oder Ökotherapie, bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung und Prävention von physischen und psychischen Erkrankungen.

Die Wissenschaft hinter der Gartentherapie

Weltweit beschäftigen sich Wissenschaftler mit den positiven Auswirkungen der Gartenarbeit. Studien aus Ländern wie den USA, Großbritannien, Italien, Japan und Australien belegen, dass regelmäßige Gartenarbeit körperliche Gesundheit fördert, soziale Bindungen stärkt und das psychische Wohlbefinden harmonisiert.

Ein Beispiel: Forschungen des „Forschungs- und Ausbildungslabors für Psychologie der salutogenen Umwelt“ der National Research University Higher School of Economics in Moskau zeigen, dass Gartenarbeit präventiv gegen Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle wirkt. Bereits zwei bis drei Stunden Gartenarbeit pro Woche können das Risiko solcher Erkrankungen verringern. Die Studienergebnisse sind hier einsehbar: RUDN Journal of Psychology and Pedagogics.

Auch der Stressabbau ist ein zentraler Effekt der Gartentherapie. Der Aufenthalt im Grünen senkt nachweislich den Cortisolspiegel im Körper, wie eine Untersuchung in ScienceDirect zeigt: Stressreduktion durch Gartenarbeit.

Doch es geht nicht nur um körperliche Arbeit: Schon der bloße Aufenthalt in einem gepflegten Garten unterstützt die Heilung. Demenzkranke etwa profitieren psychophysiologisch davon, Pflanzen zu betrachten. Dies kann Schmerzen lindern, die Immunabwehr stärken und die körperliche Genesung beschleunigen, wie eine weitere Studie belegt: Vorteile für Demenzpatienten.

Ein Gegengewicht zum urbanen Alltag

Gärten sind nicht nur Orte der Ruhe, sondern auch Räume der Selbstverwirklichung. Sie bieten eine Plattform für Kreativität und Optimismus. Bereits in den 1970er-Jahren zeigte der Forscher Roger Ulrich, dass natürliche Landschaften die Serotonin-Produktion anregen und damit Stress abbauen. Seine Erkenntnisse, die bis heute wegweisend sind, finden sich unter: Einfluss der Natur auf Stress.

Die sogenannten Stressabbautheorien (Stress Resistance Training, SRT) besagen, dass natürliche Umgebungen unbewusste physiologische Reaktionen auslösen, die Erholung fördern. Evolutionsbiologisch gesehen haben sich solche Mechanismen über Jahrtausende entwickelt.

Psychologische Wirkungen: Von Selbstreflexion bis Selbsterkenntnis

Rachel und Stephen Kaplan entwickelten die Attention Restoration Theory (ART), die zeigt, dass Naturaufenthalte geistige Erschöpfung lindern und die Konzentrationsfähigkeit steigern. Ihre wegweisenden Arbeiten sind hier einsehbar: Psychologische Perspektiven der Natur.

Auch in der Psychiatrie wird die Gartenarbeit eingesetzt, wie der Forscher Paul Shepherd nachweisen konnte. Seine Untersuchungen zeigen, dass Patienten durch die Pflege von Pflanzen nicht nur Hoffnung schöpfen, sondern auch ihre Selbstwahrnehmung stärken. So symbolisiert das Vorbereiten von Erde oft einen Neuanfang und gibt den Patienten das Gefühl, Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen: Phytoresonanztheorie.

Eine Therapie für alle Lebenslagen

Die Gartentherapie zeigt auch beeindruckende Effekte bei Depressionen und Angststörungen. Sie steigert das Selbstwertgefühl und die Konzentrationsfähigkeit: Gartentherapie gegen Depressionen.

Auch in Großstädten hat die Gartenarbeit einen besonderen Stellenwert. Sie bietet den Menschen nicht nur einen Ausgleich zum hektischen Stadtleben, sondern stärkt auch die Resilienz und den Optimismus. Während der COVID-19-Pandemie diente die Gartenarbeit vielen als Ventil gegen soziale Isolation. Die Nachfrage nach Kleingärten explodierte, und die Preise für deren Übernahme stiegen vielerorts ins Unermessliche. Parallel dazu wurden Gemeinschaftsgärten immer populärer. Studien zeigen, dass gemeinschaftliches Gärtnern nicht nur den Stressabbau fördert, sondern auch soziale Kontakte stärkt und das psychische Wohlbefinden verbessert: Gartenprojekte in Städten.

Ein Paradigma der Heilung

Die Gartentherapie ist weit mehr als ein Hobby. Sie ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Ob zur Prävention oder Heilung: Gartenarbeit ist eine universelle Methode, die uns lehrt, mit der Natur und mit uns selbst verbunden zu sein.

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Dieser Beitrag wurde am 27.02.2025 erstellt.

Der Frühling – eine Jahreszeit, die so sehr ersehnt wird und doch für viele zur Qual wird. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen öffnen sich die Samenkapseln der Pflanzen, und Pollen füllen die Luft wie ein unsichtbarer Nebel. Für Millionen Menschen bedeutet das tränende Augen, juckende Nasen, Kopfschmerzen und nicht selten asthmatische Beschwerden. Der Griff zu bekannten Antihistaminika wie Lorano oder Cetirizin ist für viele die erste Reaktion. Doch diese Medikamente lindern lediglich die Symptome – die Allergie selbst bleibt unberührt. Gleichzeitig können Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit oder Magenreizungen auftreten, die den ohnehin belastenden Alltag weiter erschweren.

Dabei gibt es Alternativen. Eine davon ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst: Die Heilkraft des Dreiteiligen Zweizahns (Bidens tripartita). Diese Pflanze, die seit Jahrhunderten in der Volksmedizin geschätzt wird, könnte eine natürliche Antwort auf Allergien und viele andere Beschwerden sein.

Das alte Wissen um den Zweizahn

Lange bevor die moderne Medizin synthetische Arzneimittel entwickelte, griffen Menschen bei Krankheiten auf die Kraft der Natur zurück. In Russland und Ostasien wurde der Dreiteilige Zweizahn traditionell zur Behandlung von Allergien verwendet. Tatsächlich ist die Pflanze in der Lage, allergische Beschwerden zu lindern: Sie reduziert Juckreiz, Schwellungen der Schleimhäute und entzündliche Prozesse. Ihre Wirkung geht jedoch weit über das hinaus.

Bereits in den 1950er-Jahren wurde der Zweizahn in sowjetischen Krankenhäusern gegen allergische Reaktionen eingesetzt – sowohl oral als auch äußerlich in Form von Salben. Diese Anwendungen waren vielseitig: Sie reichten von der Behandlung von Ekzemen und Psoriasis bis hin zur Linderung von Schnupfen und asthmatischer Atemnot. Die Pflanze zeigte dabei beeindruckende Effekte: Sie beschleunigte die Heilung der Haut, reduzierte Schwellungen und stellte die Gewebestruktur wieder her.

Ein weltweites Heilmittel

Die medizinische Bedeutung des Dreiteiligen Zweizahns hat eine lange Geschichte. In China wurde die Pflanze traditionell bei Fieber eingesetzt, in Japan zur Behandlung von Hautkrankheiten und in Tibet gegen schwere Infektionen wie Milzbrand oder toxische Bisse von Schlangen und Skorpionen. Ihre antitoxischen Eigenschaften waren bereits der zentralasiatischen Volksmedizin bekannt.

Heute wissen wir, dass die pharmakologische Wirkung der Pflanze auf eine beeindruckende Vielfalt an bioaktiven Inhaltsstoffen zurückzuführen ist. Der Zweizahn enthält unter anderem Flavonoide, Polyphenole, Carotinoide und ätherische Öle. Diese Verbindungen machen ihn zu einem natürlichen Antibiotikum mit entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften. Besonders hervorzuheben ist der hohe Gehalt an Mangan, einem essenziellen Spurenelement, das den Stoffwechsel anregt, die Blutzuckerwerte stabilisiert und die Cholesterinwerte senkt.

Moderne Forschung bestätigt alte Weisheit

Die Wirksamkeit des Dreiteiligen Zweizahns wurde in den letzten Jahren auch wissenschaftlich untersucht. Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat gezeigt, dass die Pflanze eine deutliche antidiabetische Wirkung entfaltet. Verantwortlich dafür sind Verbindungen wie Chlorogensäure, Cynarosid und Luteolin, die den Kohlenhydratstoffwechsel unterstützen und somit den Blutzuckerspiegel regulieren können. (Quelle: PMC5110660)

Darüber hinaus wird der Zweizahn seit Jahrhunderten zur Behandlung von Hautinfektionen, Wunden und Geschwüren eingesetzt. Seine antibakteriellen Eigenschaften machen ihn auch heute noch zu einem beliebten Mittel bei Akne und Neurodermitis. In der traditionellen russischen und osteuropäischen Medizin werden Kinder in Wasser gebadet, dem Zweizahnextrakte zugesetzt wurden, um allergische Hautausschläge und Juckreiz zu lindern.

Innerlich angewendet wirkt der Dreiteilige Zweizahn ähnlich wie moderne Antihistaminika – jedoch auf natürlichem Wege. Besonders bei Atemwegserkrankungen wie Husten, Bronchitis oder Asthma entfaltet die Pflanze ihre immunstimulierende Wirkung.

Ein vielseitiges Heilkraut mit Vorsicht zu genießen

Trotz seiner positiven Eigenschaften birgt der Zweizahn auch Risiken. Einige Arten der Pflanze sind giftig, weswegen der Kauf in Apotheken oder Reformhäusern dringend empfohlen wird. Zudem sollte der Zweizahn nur in frischer oder korrekt verarbeiteter Form verwendet werden, da eine Überdosierung insbesondere bei Kindern Nebenwirkungen wie Reizbarkeit, Blutdruckabfall oder Magen-Darm-Beschwerden auslösen kann.

Für Kinder unter zwölf Jahren sowie für Schwangere und stillende Frauen ist die Einnahme von Zweizahnpräparaten nicht geeignet. Auch bei empfindlichen Personen kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Dennoch bleibt der Dreiteilige Zweizahn ein faszinierendes Beispiel für die Kraft der Natur und ein wichtiges Werkzeug der Volksmedizin, das in der modernen Forschung neue Aufmerksamkeit genießt.

Ein Plädoyer für die Heilpflanze

In einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen nach natürlichen Alternativen zur chemischen Medizin sehnen, könnte der Dreiteilige Zweizahn eine Renaissance erleben. Seine jahrhundertealte Anwendung und die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass er weit mehr ist als ein altes Volksheilmittel. Er ist ein Symbol für die oft vergessene Verbindung zwischen Menschen und Natur – und eine Erinnerung daran, dass nicht immer die stärksten Medikamente die besten Lösungen sind.

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Dieser Beitrag wurde am 21.02.2025 erstellt.

Die Ozeane, die mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken, sind weit mehr als nur ein faszinierender Lebensraum. Sie bergen ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Wirkstoffen, die das Potenzial haben, die moderne Medizin zu revolutionieren. Besonders Meeresbewohner wie Seesterne, Korallen oder Seelilien sind wahre Chemielabore der Natur. Mit ihrer Vielzahl an komplexen Substanzen schützen sie sich vor Fressfeinden, Krankheiten oder Umweltstress – und könnten dabei die Antwort auf viele medizinische Herausforderungen unserer Zeit liefern. Angesichts der zunehmenden Resistenz gegen Antibiotika und dem stetigen Bedarf an neuen Medikamenten ist es an der Zeit, die Ozeane als medizinische Schatzkammer zu begreifen.

Ein Blick unter die Wasserlinie: Das Elyakov-Pazifik-Institut

Einen bedeutenden Beitrag zur Erforschung von marinen Wirkstoffen leisten Wissenschaftler am „Elyakov-Pazifik-Institut für Bioorganische Chemie der Fernöstlichen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften“. Ihre Arbeit zeigt eindrücklich, wie speziell Meeresorganismen im Laufe der Evolution einzigartige chemische Abwehrsysteme entwickelt haben, die auch für den Menschen von großem Nutzen sein könnten.

So haben Forscher des Instituts herausgefunden, dass Seelilien (Crinoidea) hochwirksame Substanzen mit entzündungshemmenden, antiviralen und antikanzerogenen Eigenschaften enthalten. Diese wirbellosen Tiere, die zu den ältesten Organismen der Erde zählen, schützen sich mit leuchtenden Farben vor Fressfeinden. Verantwortlich dafür sind sogenannte Chinone – zyklische organische Verbindungen, die aus der Oxidation von Aromaten wie Phenolen hervorgehen. Chemisch gesehen handelt es sich dabei um 1,4-Benzochinon, das in seiner Struktur und Funktion außergewöhnlich vielseitig ist.

Neue Hoffnung aus der Tiefe: Die Entdeckung der Phanograciline

Im Südchinesischen Meer, nahe der Insel Lishan (Li Shu), wurden Proben der Seelilienart Phanogenia gracilis aus einer Tiefe von drei bis neun Metern gesammelt. Dabei isolierten die Wissenschaftler drei neuartige dimere Verbindungen, die sie Phanogracilin A, B und C tauften. Diese Substanzen zeigten im Labor verblüffende Wirkungen: Sie erhöhten die Überlebensrate von Nervenzellen, die durch das Neurotoxin Rotenon geschädigt worden waren. Gleichzeitig hemmten sie das Wachstum von grampositiven Bakterien wie Staphylococcus aureus und hefeartigen Pilzen wie Candida albicans. Besonders bemerkenswert: Die Mikroorganismen waren nach der Behandlung nicht mehr in der Lage, Biofilme zu bilden – ein entscheidender Faktor für die Resistenz vieler Krankheitserreger.

Die antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften der Phanograciline eröffnen neue Perspektiven für die Entwicklung von Medikamenten gegen neurodegenerative Erkrankungen oder resistente Infektionen – ein Meilenstein in der pharmazeutischen Forschung.

Seesterne: Chemische Wunderwerke im kalten Wasser

Doch nicht nur Seelilien haben das Interesse der Wissenschaft geweckt. Auch Seesterne (Asteroidea), die zu den Stachelhäutern zählen, beeindrucken mit ihrem chemischen Repertoire. Von den rund 1.600 bekannten Arten untersuchten die Forscher am Elyakov-Pazifik-Institut Exemplare aus dem Ochotskischen Meer, einer eisigen Region zwischen Sachalin und der Halbinsel Kamtschatka. Diese Seesterne produzieren eine dicke Schleimschicht, die sie vor Fressfeinden schützt. Die Analyse dieser Substanzen offenbarte eine wahre Fundgrube für die Medizin.

Im Extrakt des Seesterns Pteraster marsippus fanden die Wissenschaftler unter anderem das Monoamin-Alkaloid Tryptamin sowie vier neue steroidale Disulfate. Diese Verbindungen zeigten in Laborexperimenten eine bemerkenswerte Wirkung: Sie hemmten effektiv das Wachstum von Brustkrebszellen. Der Mechanismus, durch den diese Substanzen wirken, könnte die Grundlage für neue Krebstherapien bilden – eine vielversprechende Perspektive, die die Bedeutung der marinen Wirkstoffforschung unterstreicht.

Natürliche Wirkstoffe: Ein Schatz mit langer Geschichte

Schon heute basieren über 50 Prozent aller Krebsmedikamente und Antiinfektiva auf organischen Molekülen, die ursprünglich aus der Natur stammen. Von den mehr als 400.000 bekannten Naturstoffen entfallen jedoch nur rund zehn Prozent auf marine Organismen und deren mikrobielle Symbionten. Dabei sind es gerade die Ozeane, die durch Milliarden Jahre der Evolution Substanzen hervorgebracht haben, die in ihrer Funktionalität und Wirkung einzigartig sind. Diese Moleküle wurden immer wieder durch die Anpassung an extreme Umweltbedingungen optimiert – eine Evolution, die uns einen unvorstellbaren chemischen Reichtum beschert hat.

Die Zukunft der Medizin liegt im Meer

Die Erforschung mariner Wirkstoffe steht noch am Anfang, doch ihr Potenzial ist gigantisch. Die Erkenntnisse aus der Arbeit am Elyakov-Pazifik-Institut zeigen, dass die Lösung für viele drängende Probleme der modernen Medizin buchstäblich unter der Wasserlinie liegt. Ob Antibiotika, Krebsmedikamente oder Therapien gegen neurodegenerative Erkrankungen – die Ozeane könnten der Schlüssel zu neuen, lebensrettenden Behandlungen sein. Es ist an der Zeit, diesen Schatz zu heben und die Weltmeere als Quelle medizinischer Innovationen zu verstehen.

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Dieser Beitrag wurde am 14.02.2025 erstellt.

Erkrankungen des Bewegungsapparats gehören weltweit zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Zur Behandlung greifen viele Patienten auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zurück. Die bekanntesten Vertreter dieser Medikamentengruppe sind Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac. Doch so wirksam diese Arzneimittel auch sind, ihr Nutzen hat seinen Preis: Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Magengeschwüre oder ein erhöhtes Risiko für Blutungen bei regelmäßiger Einnahme sind gut dokumentiert.

Parallel dazu wächst das Interesse an Heilpflanzen, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken – und das oft mit deutlich weniger Nebenwirkungen. Diese Entwicklung hat einen Trend zur Kombination von NSAR mit Naturheilmitteln befeuert. Ziel ist es, die Dosierung der oft belastenden chemischen Präparate zu senken und deren Nebenwirkungen zu minimieren. Eine besonders bemerkenswerte Heilpflanze in diesem Kontext ist die Weide. Ihre Rinde, die bereits seit Jahrtausenden medizinisch genutzt wird, erlebt heute eine Renaissance.

Die Weidenrinde: Ein Klassiker der Naturmedizin

Die Weidenrinde hat in der traditionellen Medizin vieler Kulturen einen festen Platz. In einigen europäischen, britischen und US-amerikanischen Arzneibüchern ist sie als offiziell zugelassenes Arzneimittel registriert. Homöopathische Präparate greifen ebenfalls häufig auf diese Pflanze zurück. Für medizinische Zwecke wird vor allem die Rinde von jungen Zweigen verwendet – idealerweise von solchen mit einem Durchmesser von maximal zehn Millimetern. Entscheidend ist dabei der Gehalt an Salicylat, einem chemischen Vorläufer der Salicylsäure, die auch in Aspirin enthalten ist.

Nicht alle Weidenarten eignen sich für diesen Zweck. Besonders die Silberweide (Salix alba), die von Phytotherapeuten oft als „pflanzliches Aspirin“ bezeichnet wird, erfüllt die notwendigen Anforderungen. Ihre Rinde wird seit Jahrtausenden zur Behandlung von entzündungsbedingten Schmerzen und Fieber eingesetzt.

Ein Blick in die Geschichte

Die heilende Wirkung der Weidenrinde ist keine moderne Entdeckung. Bereits im ersten Jahrhundert nach Christus dokumentierte der griechische Arzt Pedanios Dioskurides die Verwendung von Weidenblättern. Er zerdrückte sie mit Pfeffer, weichte sie in Wein ein und behandelte damit erfolgreich Rückenschmerzen.

Im Jahr 1828 gelang es dem französischen Apotheker Henri Leroux, Salicin – den zentralen Wirkstoff der Weidenrinde – zu isolieren. Ein Jahrzehnt später stellte der italienische Chemiker Rafaele Piria erstmals Salicylsäure her. Rund 20 Jahre später folgte die synthetische Herstellung durch den deutschen Chemiker Hermann Kolbe. Die Geburtsstunde des Aspirins schlug schließlich 1897, als Felix Hoffmann eine stabile Form der Acetylsalicylsäure entwickelte. Interessanterweise wurde der Wirkstoff jedoch nicht aus Weidenrinde, sondern aus einer verwandten Pflanze, der Spierstaude (Filipendula ulmaria), gewonnen.

Weidenrinde versus Acetylsalicylsäure

Zwar wirkt die synthetische Salicylsäure schneller als ein Weidenrindenextrakt, doch die Wirkung der Heilpflanze ist nachhaltiger und mit weniger Nebenwirkungen verbunden. Während ASS oft Magenprobleme oder Blutungen verursacht, gilt die Weidenrinde als schonender. Ihre Wirkung beruht nicht allein auf dem Salicin, sondern auf einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe. Diese Synergie macht die Rinde zu einem vielseitigen Mittel gegen Entzündungen und Schmerzen.

Ein groß angelegtes Forschungsprojekt zu Weidenrindenextrakten im frühen 21. Jahrhundert bestätigte diese Annahme. In pharmakologischen Untersuchungen an menschlichen Entzündungszellen wurde festgestellt, dass die Extrakte neben Salicin auch hohe Mengen an Polyphenolen enthalten. Diese sekundären Pflanzenstoffe tragen erheblich zur entzündungshemmenden Wirkung bei. Tatsächlich zeigte sich, dass Weidenrindenextrakte bei vergleichbarer Dosierung eine ähnliche Wirksamkeit wie Diclofenac oder ASS erreichen – und das, obwohl der Extrakt nur etwa 25 Prozent der Salicylsäuremenge enthält, die in Aspirin vorkommt.

Ein modernes Comeback

Die Weidenrinde ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie die Natur durch das Zusammenwirken zahlreicher Wirkstoffe hochwirksame Heilmittel bereitstellt. Ihre entzündungshemmenden Eigenschaften machen sie zu einer echten Alternative oder Ergänzung zu klassischen NSAR, insbesondere für Menschen, die empfindlich auf chemisch-synthetische Arzneimittel reagieren.

Diese Erkenntnisse haben nicht nur in der westlichen Medizin Beachtung gefunden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Potenzial traditioneller Heilpflanzen erkannt und fördert ihre Erforschung. Am 17. und 18. August 2023 organisierte die WHO in Gandhinagar, Indien, den ersten internationalen Gipfel zur traditionellen Medizin. Dieser fand parallel zum Treffen der Gesundheitsminister der G20-Staaten statt. Bereits im April 2022 eröffnete die WHO in Jamnagar, Indien, ein Zentrum für traditionelle Medizin. Dass gerade Länder wie China und Indien hier eine Vorreiterrolle einnehmen, ist kein Zufall. Ihre Jahrtausende alten Medizinsysteme bieten wertvolle Erkenntnisse, die zunehmend auch im Westen auf Interesse stoßen.

Fazit: Die Zukunft der Naturmedizin

Die Weidenrinde steht exemplarisch für das enorme Potenzial der Phytotherapie. Ihre komplexe Wirkweise zeigt, dass Heilpflanzen oft mehr sind als die Summe ihrer Inhaltsstoffe. Neue wissenschaftliche Methoden, wie die Genexpressionsanalyse mittels DNA-Mikrochips, eröffnen dabei völlig neue Perspektiven. Durch diese Technologien lassen sich die Effekte einzelner Wirkstoffe und deren Zusammenspiel präzise untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass pflanzliche Präparate wie die Weidenrinde nicht nur wirksam, sondern auch gut verträglich sind – und oft eine bessere Nutzen-Risiko-Bilanz aufweisen als synthetische Arzneimittel.

Die Rückbesinnung auf die Natur ist kein romantischer Trend, sondern ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der zeigt, dass traditionelle Medizin und moderne Wissenschaft Hand in Hand gehen können. Die Weidenrinde ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie die Natur in ihrer Vielfalt Lösungen für einige der drängendsten Gesundheitsprobleme unserer Zeit bereithält.

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Dieser Beitrag wurde am 07.02.2025 erstellt

Seit Jahrhunderten ist der Ysop (Hyssopus officinalis) als Gewürz- und Heilpflanze bekannt. Bereits im 16. Jahrhundert wurde er kultiviert, und seine medizinischen Anwendungen reichen bis in die Antike zurück. Doch nun rückt die Pflanze, die zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) gehört, erneut in den Fokus der Wissenschaft. Ein internationales Forscherteam hat eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: In Symbiose mit mikroskopisch kleinen Pilzen produziert der Ysop eine stark antimikrobiell wirkende Substanz – die Penicillinsäure. Diese Verbindung könnte ein entscheidender Baustein für die Entwicklung neuer Antibiotika sein.

Wissenschaftliche Kooperation gegen die Antibiotika-Krise

Die zunehmende Resistenzentwicklung bei Antibiotika stellt eine der größten globalen Herausforderungen der modernen Medizin dar. Bakterien entwickeln durch Mutationen und andere Mechanismen immer neue Strategien, um sich den gängigen Medikamenten zu entziehen. Während die Pharmaindustrie aufgrund hoher Entwicklungskosten nur zögerlich reagiert, suchen Wissenschaftler weltweit nach innovativen Lösungen. So haben sich Forscher der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität, des Instituts für Chemie pflanzlicher Stoffe der Akademie der Wissenschaften Usbekistans und der Universität Nowy Usbekistan in Taschkent zusammengeschlossen, um die antibiotischen Eigenschaften von Hyssopus officinalis zu erforschen.

Im Zentrum ihrer Untersuchungen steht der Medizinische Ysop, der vor allem in Dagestan und den südrussischen Kaukasusregionen wächst. Unter der Leitung von Pavel Nazarov analysierte das Team die Symbiose zwischen der Pflanze und den winzigen Endophyten – Pilzen, die im Inneren der Pflanze leben und eine Schlüsselrolle für ihre antimikrobielle Wirkung spielen.

Die erstaunliche Kraft der Penicillinsäure

Eine der Entdeckungen des Teams betrifft den Pilz Chaetomium elatum, der in den Kolonien der Ysop-Endophyten vorkommt. Dieser Pilz produziert Penicillinsäure – eine Substanz, die in Experimenten eine bemerkenswerte Wirksamkeit gegen mehrere krankheitserregende Mikroorganismen zeigte. Die Forscher testeten die antimikrobiellen Eigenschaften von Chaetomium elatum sowohl in Form eines Extrakts als auch in seiner isolierten reinen Substanz. Als Vergleich dienten gängige Antibiotika wie Ceftriaxon und Ampicillin.

Die Ergebnisse waren verblüffend: Der Pilzextrakt hemmte das Wachstum von Bakterien und pathogenen Pilzen um bis zu sieben Prozent wirksamer als herkömmliche Antibiotika. Besonders interessant war die Wirkung auf folgende Mikroorganismen:

  • Candida albicans: Ein Pilz, der Candidose (Soor) verursacht.
  • Staphylococcus aureus: Ein Bakterium, das Hautinfektionen und Lungenentzündungen auslösen kann.
  • Escherichia coli: Gefährliche Stämme dieses Bakteriums können schwere Infektionen verursachen.
  • Bacillus subtilis: Ein Bodenbakterium, das häufig als Modellorganismus in der Mikrobiologie verwendet wird.

Die Tests wurden mit der sogenannten Papierscheibenmethode durchgeführt. Dabei wurden Papierstreifen, die mit den Pilzextrakten imprägniert waren, in Petrischalen mit pathogenen Kulturen platziert. Innerhalb von 24 Stunden zeigte sich, welche Mikroorganismen in der Umgebung der Papierscheiben überlebten – oder eben nicht.

Mehr als nur Penicillinsäure

Die Forscher fanden heraus, dass die reine Penicillinsäure vor allem gegen grampositive und gramnegative Bakterien wirksam ist, jedoch keine Wirkung auf Candida albicans zeigt. Überraschenderweise hemmte jedoch der Pilzextrakt von Chaetomium elatum auch das Wachstum dieses Pilzes. Das deutet darauf hin, dass der Pilz weitere bioaktive Verbindungen produziert, die die Wirkung der Penicillinsäure ergänzen. Diese multifunktionale Kombination könnte ein entscheidender Vorteil sein, um sowohl Bakterien als auch konkurrierende Pilze zu bekämpfen.

Ein weiterer Vorteil der Penicillinsäure ist ihre Fähigkeit, Biofilme zu verhindern. Biofilme sind dichte, schützende Schichten, die viele Bakterien bilden, um sich vor Antibiotika zu schützen. Die Substanz zeigt sogar Wirksamkeit gegen freischwimmende Bakterien, die mit Biofilmen assoziiert sind – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen resistente Keime.

Ein Hoffnungsschimmer für die Medizin

Die Entdeckung der Penicillinsäure aus Chaetomium elatum bietet einen vielversprechenden Ansatz, um die Antibiotika-Krise zu bewältigen. Ihre Wirksamkeit gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern und ihre Fähigkeit, Resistenzmechanismen zu umgehen, machen sie zu einem potenziellen Kandidaten für die nächste Generation von Antibiotika. Doch die Forschung steht noch am Anfang. Bis zur klinischen Anwendung ist es ein langer Weg, der weitere Untersuchungen und Investitionen erfordert.

Nichtsdestotrotz zeigt der Ysop einmal mehr, wie viel ungenutztes Potenzial in der Natur steckt. Vielleicht wird die Pflanze, die Hippokrates einst gegen Schwitzen, Bronchitis und Darmentzündungen empfahl, eines Tages eine zentrale Rolle in der modernen Medizin spielen – und damit Leben retten.

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Dieser Beitrag wurde am 30.01.2025 erstellt.

„Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“, sagte einst Johann Künzle, ein deutscher Arzt und Naturheilkundler, der sich Zeit seines Lebens den Heilkräutern widmete. Der Satz beschreibt treffend die weit verbreitete Unkenntnis über die Schätze, die im sogenannten Unkraut schlummern. Die Große Klette – wissenschaftlich Arctium lappa – ist ein solches Beispiel. Übersehen, bekämpft, ausgerissen, dabei birgt diese Pflanze ein enormes Potenzial als Nahrungsmittel, Heilmittel und kosmetischer Wirkstoff.

Die Große Klette: Eine Pflanze mit globaler Geschichte

Die Große Klette ist mehr als nur ein lästiges Gewächs, das sich mit seinen klebrigen Früchten an Kleidung und Fell haftet. In Japan gilt ihre Wurzel, bekannt als „Gobo“, als Delikatesse und wird in traditionellen Gerichten wie „Kinpira Gobo“ verarbeitet. In England wird sie seit über zwei Jahrhunderten für das erfrischende Getränk „Dandelion and Burdock“ verwendet. Auf der russischen Insel Sachalin spielt sie eine ähnliche Rolle wie die Kartoffel in Mitteleuropa, und in der traditionellen chinesischen Medizin wird sie seit der Ming-Dynastie als wirksames Heilmittel geschätzt.

Auch in Europa war die Große Klette einst ein geschätztes Gemüse. Im Mittelalter wurde ihre Wurzel ähnlich zubereitet wie heute Schwarzwurzeln. Doch mit der Industrialisierung und dem Siegeszug moderner Kulturpflanzen geriet sie in Vergessenheit.

Eine unterschätzte Heilpflanze

Die Große Klette gehört zur Familie der Distelgewächse und wächst bevorzugt in feuchten Gebieten Europas, Nordamerikas und Asiens. Mit einer Wuchshöhe von bis zu 1,30 Meter und ihren blassgrünen Blüten ist sie leicht zu erkennen. Doch hinter ihrer unscheinbaren Erscheinung verbirgt sich ein breites Spektrum an medizinischen Wirkstoffen.

Besonders die Wurzel der Klette ist ein wahres Multitalent. Frisch geerntet eignet sie sich für Abkochungen, Aufgüsse und als Basis für das bekannte Klettenwurzelöl, das durch das Einlegen der Wurzel in Oliven- oder Mandelöl gewonnen wird. Auch die Blätter und Samen der Pflanze haben ihren festen Platz in der Naturheilkunde.

Die medizinischen Wirkungen der Klette sind beeindruckend:

  • Harntreibend
  • Gallenflussfördernd (choleretisch)
  • Schweißtreibend
  • Desinfizierend
  • Anregend für den Stoffwechsel und die Bauchspeicheldrüse
  • Unterstützend bei der Insulinproduktion

Die frische Wurzel und ihre Zubereitungen helfen bei einer Vielzahl von Beschwerden, darunter Gicht, Rheuma, Nieren- und Gallensteine, Diabetes, Hautkrankheiten wie Akne oder Ekzeme, Gastritis, Magengeschwüre und sogar Hämorrhoiden.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Die Wirkung der Großen Klette wird vor allem auf ihre Inhaltsstoffe wie Flavonoide und Lignane zurückgeführt. Besonders das Lignan Arctigenin hat in jüngster Zeit Aufmerksamkeit erregt. Studien zeigen, dass es antioxidative, entzündungshemmende und sogar antikanzerogene Eigenschaften besitzt. Es wirkt antiviral, schützt die Leber und unterstützt das Immunsystem, indem es freie Radikale neutralisiert.

Ein besonderer Fokus der Forschung liegt auf der Rolle von Arctigenin bei chronischen Erkrankungen und Stoffwechselproblemen. So gibt es Hinweise, dass der Wirkstoff den Zelltod in Krebszellen fördern kann. Auch bei Diabetes, Hepatitis und Fettlebererkrankungen wurden positive Effekte beobachtet.

Ein weiteres spannendes Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Leptinresistenz, einer häufigen Begleiterscheinung von Fettsucht. Leptin, ein Hormon, das den Fettabbau fördert, verliert bei dauerhaft erhöhtem Spiegel seine Wirksamkeit. Arctigenin scheint diesen Hormonspiegel normalisieren zu können und damit die Grundlage für eine bessere Stoffwechselregulation zu schaffen.

Die Klette in der Kosmetik

Nicht nur in der Medizin, auch in der Kosmetik findet die Große Klette Anklang. Extrakte aus der Wurzel blockieren Enzyme, die das Protein Elastin abbauen – ein Schlüsselfaktor für die Elastizität der Haut. Cremes mit Klettenwurzelbestandteilen können die Hautstruktur verbessern, Falten reduzieren und der Haut ein jugendlicheres Aussehen verleihen.

Fazit: Mehr als ein Unkraut

Die Große Klette ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie viel Potenzial in vermeintlichem „Unkraut“ steckt. Sie ist Nahrung, Heilmittel und Schönheitspflege in einem – ein Schatz, der noch immer darauf wartet, wiederentdeckt zu werden. Johann Künzle hätte es wohl nicht treffender formulieren können: Es ist an der Zeit, genauer hinzuschauen und das Wissen um die Kräfte der Natur neu zu schätzen.

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Dieser Beitrag wurde am 23.01.2025 erstellt.

Der Schiefe Schillerporling (Inonotus obliquus) ist ein Pilz aus der Familie der Borstenscheibenverwandten (Hymenochaetaceae). Unter dem Namen Chaga wird er in der russischen Volksmedizin schon sehr lange gegen viele Erkrankungen des Magen-Darmtrakts (auch Krebs), die in den Bereich der gastrointestinalen Krankheiten fallen, erfolgreich eingesetzt.

Der heilsame Chaga-Pilz stammt aus den riesigen Taiga- und Tundragebieten am nördlichen Polarkreis. Die finnische und russisch-sibirische Volksmedizin weiß zu berichten, das Chaga-Tee Magen-Darm-Beschwerden lindert und zudem das Immunsystem stärkt.

Außerhalb von Osteuropa war Chaga kaum jemandem bekannt, obwohl er in der russischen Volksmedizin schon seit dem frühen Mittelalter (12. Jahrhundert) eine wichtige Rolle spielte und immer wieder als Hausmittel zur Stärkung des Immunsystems verwendet wurde. Inzwischen hat Chaga aber weltweit viel Anerkennung gefunden.

Worum handelt es sich beim Chaga-Pilz?

Es geht um nicht mehr und nicht weniger als einen auf Birken parasitär lebenden Vitalpilz. Auffällig sind seine bis zu 40 Zentimeter breiten, schwarzen Knollen, welche über Jahre hinweg an Birkenstämmen wachsen. Aus diesem Grunde wird er gern als „schwarzer Birkenpilz“ bezeichnet.

Wann ist Chaga angezeigt?

Die Indikationen für die Verabreichung des Pilzes sind:

  • Magengeschwüre
  • Gastritis
  • bösartige Tumore im Magen, Bauchspeicheldrüse, Lunge und anderen Organe
  • gegebenenfalls als alternative Therapie zu Bestrahlungen und Operationen

Allerdings ist die Wirkung von Chaga eher als moderat einzustufen. Immerhin lindert der ungiftige Pilz die Schmerzen, verlangsamt das Wachstum von Tumoren in ihrer Anfangsphase und verbessert somit das allgemeine Wohlbefinden des Patienten. In Labortests konnte seine Wirksamkeit auch gegen Bakterien und Viren sowie gegen Brustkrebszellen eindeutig nachgewiesen werden. Letzteres wurde im Tiermodell an Mäusen bestätigt. Und mit Blick auf Darmkrebs möchten wir noch auf diese Studie verweisen:

In einer chinesischen Studie von 2016 wurde Chaga sogar erfolgreich gegen chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse eingesetzt:

Kurzer Rückblick

Es gibt einige Überlieferungen, die beschreiben, dass Chaga bereits im 12. Jahrhundert gegen Geschwüre (wahrscheinlich Krebsgeschwüre) eingesetzt wurde. Das „Memorial Sloan Kettering Cancer Center“ (USA) versuchte, dieses alte Wissen aufzugreifen, und setzte sich daher ausführlich mit den Wirkungen des Chaga-Pilzes auseinander:

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog der russische Arzt Leonhard Frohbeen klinische Versuche mit Chaga. Obwohl die Erfolge bei der Behandlung von Krebstumoren überzeugend waren, fand der Pilz als Medikament keine Anerkennung, da Volksheilmitteln in der wissenschaftlichen Medizin eine allgemeine Geringschätzung anhaftete.

Was ist drin in diesem Pilz?

Chaga enthält mehr als 200 gesundheitlich relevante Wirksubstanzen. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle:

  • die B-Vitamine
  • Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Kalium, Eisen und Zink
  • sekundäre Pflanzenstoffe wie Betulinsäure, Polyphenole und Polysaccharide (Zuckerverbindungen)

Die potenziell antibakteriell wirksame Betulinsäure reichert sich allmählich im Fruchtkörper an. Für Hautpflegeprodukte wird sie schon lange verwendet. Inzwischen steckt Betulin auch in Medikamenten gegen Entzündungen, Adipositas, HIV, Malaria und Melanome. Wie Wissenschaftler das therapeutische Potenzial von Betulin beziehungsweise Betulinsäure im Kontext der Tumortherapie untersuchten, beschreibt zum Beispiel dieser Artikel:

Ein weiterer wichtiger aktiver Bestandteil von Chaga ist Inotodiol, dem antioxidative, entzündungshemmende und immunmodulierende Eigenschaften zugeschrieben werden. Dies jedenfalls haben chinesische Forscher 2019 herausgefunden:

Verwendung von Chaga in der Ernährung

Im Handel gibt es den Chaga-Pilz in unterschiedlichen Darreichungsformen, zum Beispiel als

  • Tee
  • Tinktur zur äußeren Anwendung
  • Kapseln
  • Pulver
  • Extrakt
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Kaffee-Ersatzprodukte

Um den Pilz ganz vorsichtig per Hand ernten zu können, muss er mindestens fünf Jahre lang am Birkenstamm gewachsen sein. Dies tut er übrigens auch im Klima Mitteleuropas, wenngleich er hier offenbar kaum eine Heilwirkung entfaltet. Von Pilzen, die an anderen Bäumen wachsen, oder aus Plantagen wärmerer Regionen stammen, ist eher abzuraten. Achten Sie also darauf, dass der Chaga-Pilz wirklich in Sibirien, Lappland oder in der Mongolei eingesammelt wurde.

 

Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Dieser Beitrag wurde am 07.05.2024 erstellt.