Brennende Liebe: Heilpflanze mit großer Wirksamkeit

Pflanzliche Heilmittel erweisen sich in zahlreichen Fällen als ebenso wirksam wie ihre pharmakologischen Pendants – oft mit weitaus weniger belastenden Nebenwirkungen. Kein Wunder also, dass pflanzenbasierte Arzneimittel weltweit immer beliebter werden. Derzeit machen sie in Europa und den USA etwa zehn Prozent der medizinischen Versorgung aus, in Indien beläuft sich ihr Anteil auf nahezu 25 Prozent und in China auf beeindruckende rund 80 Prozent.

Im Labor für Phytochemie des Sibirischen Botanischen Gartens der Staatlichen Universität Tomsk (Russland) wurde kürzlich ein innovatives gastroprotektives Mittel entwickelt. Die Wissenschaftler isolierten aus ausgewählten Pflanzen einen komplexen Satz biologisch aktiver Substanzen, insbesondere Flavonoide. Diese Substanzen haben sich als besonders effektiv erwiesen.

Die Verdauungsorgane sind weltweit stark von verschiedenen Stressoren und Erkrankungen betroffen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Widerstandskraft der Magenschleimhaut zu stärken, insbesondere während der Einnahme nicht-steroidaler entzündungshemmender Medikamente wie Schmerzmittel. Der neue Gastroprotektor basiert auf biologisch aktiven Flavonoiden, die aus der mehrjährigen Pflanze Lichenis chalcedonica isoliert wurden. Diese gehört zur Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) und ist unter Namen wie „Brennende Liebe“, „Scharlachlichtnelke“, „Malteserkreuz“ und „Jerusalemer Kreuz“ bekannt.

Lichenis chalcedonica ist natürlich in Russland, einschließlich Sibirien, sowie in weiten Teilen der Mongolei und Nordchina verbreitet. In der Volksmedizin wird sie seit langem eingesetzt, um Entzündungen sowie Haut- und Blutkrankheiten zu lindern. Eine Abkochung dieser Pflanze findet in der tibetischen Medizin Anwendung bei Kopfschmerzen, während tibetische Heiler sie zudem zur Beruhigung bei Reizbarkeit und innerer Unruhe empfehlen.

Der von den Phytochemikern isolierte Flavonoid-Komplex besteht aus verschiedenen biologisch aktiven Substanzen (BAS), Vitaminen und Spurenelementen. In dieser speziellen Kombination entfaltet er wundheilende Eigenschaften und wirkt Geschwüre hemmend. Darüber hinaus reduziert er die Viskosität des Blutes, was die Versorgung ischämischer Gewebebereiche verbessert.

Dieses rein pflanzliche Medikament zeichnet sich durch eine milde Wirkweise aus und verursacht praktisch keine Nebenwirkungen. Ergänzt wird die gastroprotektive Wirkung durch eine nachhaltig entzündungshemmende und analgetische Wirkung, die mit der von Diclofenac vergleichbar ist. Der Flavonoid-Komplex von Lichenis chalcedonica erscheint daher äußerst vielversprechend für die Entwicklung einer neuen Generation von Schmerzmitteln.

Das Labor für Phytochemie des Sibirischen Botanischen Gartens wurde 1972 gegründet und konzentriert sich auf die Analyse der chemischen Zusammensetzung heilender Pflanzen, wie sie in traditionellen und modernen Arzneibüchern beschrieben sind. Aus den vielversprechendsten Pflanzen isolieren die Forscher spezifische Verbindungen, um deren chemische Strukturen zu ermitteln.

Besonders im Fokus stehen Pflanzen, die das Potential bieten, als Grundlage für neue Antibiotika zu dienen. In mehreren Arten der Gattung Lichenis chalcedonica wurde eine bemerkenswerte antimykotische Aktivität festgestellt, die bis zu dreißigmal höher ist als die des bekannten antimykotisch wirkenden Antibiotikums Nystatin. Letzteres wird unter anderem zur Behandlung von Pilzinfektionen auf Haut und Schleimhäuten eingesetzt.

Die vielversprechenden Erkenntnisse aus dem Labor für Phytochemie des Sibirischen Botanischen Gartens eröffnen neue Perspektiven in der Medizin. Sie unterstreichen die immense Bedeutung pflanzlicher Heilmittel und deren Potenzial, die moderne Pharmakologie nachhaltig zu bereichern.

Beitragsbild: pixabay.com – Sonja-Kalee

Dieser Beitrag wurde am 06.03.2025 veröffentlicht.

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