Heilende Hände im Grünen: Warum Gartenarbeit Körper und Seele stärkt
Wer einen Garten besitzt und dort regelmäßig werkelt, praktiziert unbewusst eine der effektivsten Formen ökologischer Therapie. Der Garten dient nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als Bühne für eine heilende Verbindung von Körper, Geist und Natur. Diese Form der Therapie, bekannt als Garten- oder Ökotherapie, bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung und Prävention von physischen und psychischen Erkrankungen.
Die Wissenschaft hinter der Gartentherapie
Weltweit beschäftigen sich Wissenschaftler mit den positiven Auswirkungen der Gartenarbeit. Studien aus Ländern wie den USA, Großbritannien, Italien, Japan und Australien belegen, dass regelmäßige Gartenarbeit körperliche Gesundheit fördert, soziale Bindungen stärkt und das psychische Wohlbefinden harmonisiert.
Ein Beispiel: Forschungen des „Forschungs- und Ausbildungslabors für Psychologie der salutogenen Umwelt“ der National Research University Higher School of Economics in Moskau zeigen, dass Gartenarbeit präventiv gegen Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle wirkt. Bereits zwei bis drei Stunden Gartenarbeit pro Woche können das Risiko solcher Erkrankungen verringern. Die Studienergebnisse sind hier einsehbar: RUDN Journal of Psychology and Pedagogics.
Auch der Stressabbau ist ein zentraler Effekt der Gartentherapie. Der Aufenthalt im Grünen senkt nachweislich den Cortisolspiegel im Körper, wie eine Untersuchung in ScienceDirect zeigt: Stressreduktion durch Gartenarbeit.
Doch es geht nicht nur um körperliche Arbeit: Schon der bloße Aufenthalt in einem gepflegten Garten unterstützt die Heilung. Demenzkranke etwa profitieren psychophysiologisch davon, Pflanzen zu betrachten. Dies kann Schmerzen lindern, die Immunabwehr stärken und die körperliche Genesung beschleunigen, wie eine weitere Studie belegt: Vorteile für Demenzpatienten.
Ein Gegengewicht zum urbanen Alltag
Gärten sind nicht nur Orte der Ruhe, sondern auch Räume der Selbstverwirklichung. Sie bieten eine Plattform für Kreativität und Optimismus. Bereits in den 1970er-Jahren zeigte der Forscher Roger Ulrich, dass natürliche Landschaften die Serotonin-Produktion anregen und damit Stress abbauen. Seine Erkenntnisse, die bis heute wegweisend sind, finden sich unter: Einfluss der Natur auf Stress.
Die sogenannten Stressabbautheorien (Stress Resistance Training, SRT) besagen, dass natürliche Umgebungen unbewusste physiologische Reaktionen auslösen, die Erholung fördern. Evolutionsbiologisch gesehen haben sich solche Mechanismen über Jahrtausende entwickelt.
Psychologische Wirkungen: Von Selbstreflexion bis Selbsterkenntnis
Rachel und Stephen Kaplan entwickelten die Attention Restoration Theory (ART), die zeigt, dass Naturaufenthalte geistige Erschöpfung lindern und die Konzentrationsfähigkeit steigern. Ihre wegweisenden Arbeiten sind hier einsehbar: Psychologische Perspektiven der Natur.
Auch in der Psychiatrie wird die Gartenarbeit eingesetzt, wie der Forscher Paul Shepherd nachweisen konnte. Seine Untersuchungen zeigen, dass Patienten durch die Pflege von Pflanzen nicht nur Hoffnung schöpfen, sondern auch ihre Selbstwahrnehmung stärken. So symbolisiert das Vorbereiten von Erde oft einen Neuanfang und gibt den Patienten das Gefühl, Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen: Phytoresonanztheorie.
Eine Therapie für alle Lebenslagen
Die Gartentherapie zeigt auch beeindruckende Effekte bei Depressionen und Angststörungen. Sie steigert das Selbstwertgefühl und die Konzentrationsfähigkeit: Gartentherapie gegen Depressionen.
Auch in Großstädten hat die Gartenarbeit einen besonderen Stellenwert. Sie bietet den Menschen nicht nur einen Ausgleich zum hektischen Stadtleben, sondern stärkt auch die Resilienz und den Optimismus. Während der COVID-19-Pandemie diente die Gartenarbeit vielen als Ventil gegen soziale Isolation. Die Nachfrage nach Kleingärten explodierte, und die Preise für deren Übernahme stiegen vielerorts ins Unermessliche. Parallel dazu wurden Gemeinschaftsgärten immer populärer. Studien zeigen, dass gemeinschaftliches Gärtnern nicht nur den Stressabbau fördert, sondern auch soziale Kontakte stärkt und das psychische Wohlbefinden verbessert: Gartenprojekte in Städten.
Ein Paradigma der Heilung
Die Gartentherapie ist weit mehr als ein Hobby. Sie ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Ob zur Prävention oder Heilung: Gartenarbeit ist eine universelle Methode, die uns lehrt, mit der Natur und mit uns selbst verbunden zu sein.
Beitragsbild: pixabay.com – Rollstein
Dieser Beitrag wurde am 27.02.2025 erstellt.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!